So sagt man im Waldviertel. Erd-äp-fel verschwimmt zu Eapfi. Im Waldviertel wird dieses Wort oft verwendet, die Verkürzung macht also Sinn. Im Waldviertel aber auch Weinviertel, und noch im niederösterreichischen Zentrallraum, der Thermenregion – eigentlich in ganz Niederösterreich gedeiht die Kartoffel sehr gut und wird auch gerne gegessen. Mein Großvater erzählte oft, wie die “Weana” (die Wiener) nach dem Krieg zu Fuß aufs Land kamen, tagsüber bei der Ernte halfen und abends mit einem Rucksack voller Erdäpfel die 40 Kilometer wieder nachhause gingen. Unvorstellbar. Zwei dieser Wiener lernte ich Jahre später kennen. Sie besuchten uns regelmäßig und nahmen uns Kindern Säcke voller Süßigkeiten und meiner Mutter und Großmutter Bonbonnieren mit. Wahrscheinlich auch ein Fläschchen Wein für die Männer. Dafür interessierte ich mich in dem Alter jedoch nicht. 😉
Auch bei uns gab es oft Erdäpfel, ich kann mich auch erinnern, dass wir sie auf einem kleinen Teil eines Ackers einmal anbauten. Mein Opa zeigte mir, wie sie zu ernten waren. Ich fand es faszinierend, was da aus der Erde zum Vorschein kam.
Sonntags gab es früher häufig Schnitzel oder Schweinsbraten. Zu beidem immer wieder Gurken- und Erdäpfelsalat. Heute noch ist der Erdäpfelsalat mein Maß, wenn es um “gute Küche” geht. Wie schmeckt der Erdäpfelsalat? Genug Säure, genug Süße, genug Salz? Gut durchgezogen und die Scheiben nicht zu stark zerfallen? Der Zwiebel rot und feinst geschnitten? Perfekt – hier kann man getrost essen. Wie ihr es auch zuhause hinbekommt steht hier:
Erdäpfelsalat
als Beilage für 4 Personen: 500 g speckige Erdäpfel 1/2 rote Zwiebel Petersilie Salz, Gemüsebrühe, milder Essig oder Condimento Bianco, Öl
Erdäpfel waschen und im Schnellochtopf garen. Sie sollen nicht zerfallen, das ist die Kunst. Faustgroße Erdäpfel brauchen bei meinem Schnellkochtopf 7 Minuten. Dann abkühlen lassen, bis sich der Druck abgebaut hat. Topf öffnen und die Kartoffeln kalt abschrecken. Schälen und noch weiter abkühlen lassen. Sie zerfallen im lauwarmen bzw. abgekühlten Zustand nicht so leicht.
Marinade aus Essig, Salz, Gemüsebrühe und ca. 1 EL Öl zubereiten. Bei mildem, lieblichen Essig braucht man keine weitere Süße, bei sehr scharfem Essig eventuell eine Prise Zucker.
Zwiebel sehr fein schneiden (für alle, die Zwiebel nur sehr fein geschnitten mögen) oder etwas grober (für alle, die Zwiebel auch grober mögen). Petersilie waschen, abtrocknen und sehr fein hacken. Beides zur Marinade geben.
Kartoffeln mit einem scharfen, dünnen Messer in dünne Scheiben schneiden und in die Marinade geben. Dabei ab und zu vorsichtig umrühren, damit die Scheiben nicht zu sehr zusammenkleben, sondern durch die ölige Marinade getrennt werden. Den Salat am besten eine halbe Stunde durchziehen lassen. Kühlen ist nicht notwendig, er darf beim Verzehr zimmerwarm sein, finde ich.
Profis essen Gurkensalat dazu und halten sich an diese Reihenfolge: unten der Erdäpfelsalat, oben drauf der Gurkensalat, weil der wegen der wässrigen Gurken meistens mehr Marinade hat und den Erdäpfelsalat auch noch einmal schön durchtränkt! 😉 So hab’ ich es von klein auf gelernt. 🙂
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